Studierte Designerin, Galeristin, Professorin, Dozentin und Erfinderin. Die gebürtige Kielerin Elke Jansen blickt auf eine bunte berufliche Wegstrecke zurück, deren Herausforderungen sie immer mit Neugier, Elan und Durchsetzungsstärke angegangen ist. Jetzt startet Elke Jensen als Erfinderin des CityCaddys noch einmal richtig durch: Was tun, wenn man mit einem Problem konfrontiert wird, für das niemand eine Lösung anbietet? Einfach machen!
Immer wieder hörte sie von Freundinnen und Bekannten, dass sie schon gerne in die Stadt zum Bummeln und Flanieren gingen. Aber manchmal sei das auch einfach anstrengend. Das Tragen der Einkäufe, die langen Wege und wie gut es wäre, man könnte sich zwischendurch kurz aufstützen oder anlehnen. Diesen Wunsch kannte sie auch von sich.
Ohne Mut geht nichts voran
Einen Einkaufstrolley hinter sich herziehen? Ziemlich unattraktiv. Sich mit einem Rollator fortbewegen? Keine Option, diese sogenannten Hilfsmittel sind optisch wenig ansprechend und darüber hinaus deprimierend stigmatisierend. Was es brauchte, lag doch auf der Hand: Ein elegantes Gefährt, das stilvoller Trolley und Stütze in einem ist. Sinnvoll und ästhetisch zugleich.
Und so skizzierte die Produktdesignerin Elke Jensen 2015 erstmalig ein Modell des CityCaddy. Den Prototypen baute ihr Bruder „für seine kleine Schwester“. Es folgten sechs Jahre Produkt(weiter-)entwicklung, Testphasen, die Suche nach Investoren und Partnern, zahlreiche Besuche auf Messen und Kontaktaufnahme zu potenziellen Herstellungsfirmen. „Der Weg war lang und zäh“, sagt Elke Jensen (72) „da habe ich schon eine gewisse Zurückhaltung aufgrund meines Alters gespürt.“ Auch bei einem Gespräch mit der Bankberaterin sei sie recht rasch zur wirtschaftlichen Machbarkeit und Nachfolgeregelung gefragt worden, wenig zu ihrer Erfindung an sich. Private Investoren waren hingegen schnell überzeugt und so konnte Jensen mit der Unterstützung von „Friends & Family“ ihr Unternehmen starten. Ihre Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt, „ohne Mut geht nichts voran“, weiß Jensen.
Auf der Suche nach Herstellern
Noch mehr Energie und Ausdauer brauchte sie dann bei der aufwendigen Produktentwicklung und für die Suche nach Produzenten, die sich als überraschend schwierig herausstellte. „Die Hersteller, mit denen ich ins Gespräch kam, hatten einfach keine Lust auf den Entwicklungsprozess“, erinnert sich Jensen. Aber all das hat sie mehr motiviert als entmutigt. Und so ist es ihr 2021, mitten in der Corona-Krise, gelungen, den CityCaddy gemeinsam mit engagierten Manufakturen zur Marktreife zu bringen. Seitdem läuft das Geschäft.
Die aufwendige handwerkliche und hochwertige Produktion macht den CityCaddy exklusiv. Wichtig bleibt Elke Jensen dabei, dass der CityCaddy immer mit einem Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit und in deutschen Manufakturen hergestellt wird. Ein Produkt, das seinen Preis wert ist und in einem kooperativen handwerklichen Prozess entsteht. „Ich möchte nicht, dass irgendjemand nicht daran verdient, nur weil ich es möglichst günstig haben will“, betont Jensen.
Das Interesse ist da, die Nachfrage größer als die Produktionskapazitäten. Und schon das straft das Desinteresse der Industrie Lügen. „Es gibt einen Bedarf. Die Begehrlichkeit ist da. Ich komme momentan gar nicht hinterher, alle Anfragen zu bedienen. Die Kunden müssen leider mit längeren Wartzeiten rechnen“. Auch äußere Faktoren wie die Corona-Krise und die Kriegssituation spielen hier eine Rolle und verzögern den Lieferprozess.
Lifestyle statt „Seniorenprodukt“
Das Geheimnis dieses Erfolgs liegt vor allem in Elke Jensens hohem Anspruch an Produktdesign und Herstellungsprozess. Und ihren unverstellten Blick auf die Ansprüche der Zielgruppe, die von der Industrie mit funktional gestalteten, oft qualitativ fragwürdigen und zumeist visuell völlig uninspirierten Produkten abgespeist wird. Hilfsmittel eben. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Elke Jensens Erfindung hingegen ist ein echtes Lifestyleprodukt. Sie macht Lust darauf, gleich zur Tür hinauszuspazieren und auch gesehen zu werden.
Der CityCaddy hingegen eben ein Objekt, das anspruchsvolles Design, Wertigkeit und Lebensfreude vereint. Er kennt kein Alterslimit und adressiert Frauen wie Männer. Die handgefertigten Taschen aus hochwertigem Leder oder unkompliziertem Papercrush sind ein stilvoll modisches Accessoire, das gern auch einfach nur separat genutzt wird. Jensen optimiert das funktionale Zusammenspiel von Tasche und Gestell in einem laufenden Prozess. Entwickelt neue Varianten und testet immer wieder Materialien in ihrem Werkstatt-Büro, das sie in einem Co-Working-Space nahe des lebendigen Hamburger Schanzenviertels bezogen hat.
Die älteste Kundin kommt aus Lübeck und ist 95 Jahre alt. Die Tochter hat den CityCaddy nach einem Pressebericht entdeckt und für ihre Mutter gekauft. Und ganz nebenbei das schönste Kompliment gemacht: „Wenn meine Mutter ihn mal nicht nutzt, nehme ich ihn.“
Es gibt noch viel zu tun
Elke Jensen ist mit ihrer Beharrlichkeit und ihrem Mut eine echte Inspiration und ein Vorbild für Designer und Entrepreneure aller Altersstufen. Inzwischen gibt es den CityCaddy in zwei Modellen und drei Farben. Aus der Sicht der heute 72-jährigen gibt es noch unzählige Produkte, die neu, die besser gestaltet und gemacht werden können: „Alles was hilft, die Mobilität zu erhalten und zu erhöhen. Alles was dort einspringt, wo Kräfte nachlassen“, sagt Jensen. Von Vorteil sei dabei, persönlich dicht dran zu sein am Problem und ganz genau hinzuschauen, welche Bedürfnisse und Wünsche existieren – ohne Anspruch und Ästhetik dabei zu vergessen:
Denn die Freude am Schönen lässt auch im Alter nicht nach
Elke Jensen arbeitet in einem CoWorking-Space nahe des Hamburger Schanzenviertels. Der Ort ist Büro und Werkstatt zugleich.
7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Genial, wie durch CityCaddy die Zeit ein wenig zurückgedreht und gleichzeitig die Welt hübscher werden.
Und fast alle Modelle vom CityCaddy sind zur Zeit verfügbar bei mir im P36 – Papenhuder Straße 36 — HH-Uhlenhorst
Wo in ham urg kann ich City caddy Modelle ansehen in kaufen. )BIN SEHBEHINDERT)NIS
Liebe Lydia, den City Caddy kannst du in Hamburg im Ladengeschäft P 36, Papenhuder Straße 36, Tel. 040 55004376, ansehen. Außerdem ist der City Caddy noch auf Aktionstagen am 18. März in München und am 25. März in Frankfurt zu sehen. Weitere Infos dazu gibt es hier direkt bei City Caddy Da kannst du auch nachfragen, welche weiteren Möglichkeiten es gibt. Herzliche Grüße, Anna vom Age of Style Team.
Seit Anfang des Jahres habe meinen roten City Caddy und bin nach wie vor begeistert. Meine Mobilität nimmt immer mehr zu; ich möchte ihn nicht mehr missen!.
Ist es auch möglich das Laufrad mit zu nehmen im Zug oder Bus. Und ins Museum oder Restaurant?
Ja. Das ist möglich. Jeder Verkehrsbetrieb handhabt das etwas anders. Aber das sollso® ist kein Fahrrad (für das man ein Extra Ticket lösen muss), sondern es ist wie ein Kinderwagen oder Skateboard kategorisiert. Auf der Instagram-Seite von sollso® https://www.instagram.com/sollso_laufrad/ berichten Nutzer über ihre Reisen mit dem sollso®. Gleichzeitig gilt: da das sollso® als Mobilitäts-Device noch weitgehend unbekannt ist, sollte man vielleicht am Museumseingang oder im Restaurant mal fragen. Der Gründer von sollso® macht auch seine Einkäufe im Supermarkt auf dem sollso® – einen Rollator würde man ja auch mit in den Supermarkt nehmen.